COPLANT: Ein Meilenstein in der Erforschung pflanzenbasierter Ernährung
Am 9. April 2024 startete die COPLANT-Studie, die bisher größte Kohortenstudie zu pflanzenbasierter Ernährung im deutschsprachigen Raum. COPLANT steht für COhort on PLANT-based Diets. Realisiert wird das Forschungsvorhaben, das unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) steht, vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dem Max Rubner-Institut (MRI), dem Forschungsinstitut für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) und fünf universitären Partnern: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Universität Regensburg und Universität Wien. Die Erhebung der Probanden erfolgt ab April 2024 deutschlandweit und in Wien (Österreich). Ca. 6.000 Menschen im Alter von 18-69 Jahren sollen für die Teilnahme an der Studie gewonnen werden.
Was ist "pflanzenbasierte Ernährung"?
Unter pflanzenbasierter Ernährung verstehen wir heute Ernährungsformen, die hauptsächlich Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs umfassen: Gemüse, Obst, Nüsse, Samen, Öle, Getreide und Hülsenfrüchte. Milchprodukte, Fisch, Meeresfrüchte und Eier ergänzen die Ernährung je nach gewählter Diät.
COPLANT untersucht die Auswirkungen von vier Ernährungsformen:
Vegan: Gänzlicher Verzicht auf tierische Produkte.
Vegetarisch: Kein Fleisch und kein Fisch, aber Einbeziehung von Milchprodukten und Eiern.
Pescetarisch: Ausschluss von Fleisch, jedoch Inklusion von Fisch.
Omnivor: Eine gemischte Kost, die alle Arten tierischer Produkte umfasst.
Das Besondere an COPLANT ist der umfassende Ansatz, der nicht ausschließlich oder überwiegend pflanzenbasierte Ernährungsformen wie vegan, vegetarisch und pescetarisch, sondern auch omnivore Diäten einbezieht. In Zeiten eines zunehmend vielfältigen Angebots an veganen Lebensmitteln, die oft hochverarbeitet sind, ist eine Neubewertung der gesundheitlichen Auswirkungen dieser Ernährungsweisen unerlässlich.
Was wird erforscht?
Die COPLANT-Studie zielt darauf ab, die Vor- und Nachteile pflanzenbasierter Diäten zu analysieren. So wird der Einfluss auf zahlreiche unterschiedliche Parameter wie Körperzusammensetzung, Knochengesundheit, die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen sowie die Exposition gegenüber potenziellen Kontaminanten untersucht. Auch die ökologischen, sozialen und ökonomischen Auswirkungen der Ernährungsweisen sollen beleuchtet werden.
Ein innovatives Element von COPLANT ist die Datenerhebung über eine speziell entwickelte App, die eine detaillierte und alltagsnahe Erfassung der Ernährungsgewohnheiten ermöglicht. Darüber hinaus werden Biomarker in Blut, Urin und Stuhlproben analysiert, um die Auswirkungen der Ernährung auf den Körper und das Mikrobiom des Darms zu untersuchen.
Ein Aufruf zur Teilnahme
Mit einem Ziel von 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem deutschsprachigen Raum setzt die Studie auf eine breite Datengrundlage. Jeder, der mitmacht, leistet nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Forschung, sondern erhält auch Einblicke in den eigenen Gesundheitszustand. Auch Schwangere und Stillende können teilnehmen und es besteht die Option, dass auch Kinder von Teilnehmenden in die Studie mit einbezogen werden.
Warum ist diese Studie so wichtig?
Die COPLANT-Studie kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt. Das Interesse an einer pflanzenbasierten Ernährung wächst stetig, und mit ihm die Notwendigkeit, evidenzbasierte Empfehlungen zu geben, die sowohl die Gesundheit der Menschen als auch die Nachhaltigkeit unseres Planeten berücksichtigen.
Ältere Studien passen oft nicht zu modernen Ernährungsgewohnheiten, da zum Beispiel verarbeitete vegane Produkte und Fleischalternativen, die reich an Zucker, Fett und Salz sein können, vermehrt konsumiert werden.
Aktuelle epidemiologische Untersuchungen In Deutschland berücksichtigen kaum Veganer oder Vegetarier, und die verwendeten Methoden zur Ernährungserfassung spiegeln nicht die Realität pflanzenbasierter Diäten wider. Auch global gesehen gibt es eine Datenknappheit bezüglich pflanzenbasierter Diäten, besonders in Bezug auf vegane Ernährung. Zudem existieren nur fragmentierte Einsichten in die Nachhaltigkeit verschiedener Diäten, ohne eine ganzheitliche Betrachtung der Gesundheit, Umwelt, Gesellschaft und Ökonomie. Das COPLANT-Projekt ist darauf ausgerichtet, diese Forschungslücken zu füllen.
Ihre Ergebnisse sollen eine solide Basis bilden, um die Ernährungsstrategien der Europäischen Union und der Bundesregierung weiterzuentwickeln und die Bevölkerung über die Vorteile und möglichen Risiken pflanzenbasierter Ernährungsweisen aufzuklären. Um mögliche Zusammenhänge zwischen der jeweiligen Ernährungsform und typischen Volkskrankheiten wie z. B. Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs erkennen zu können, ist eine Nachbeobachtung der Studienteilnehmenden von mindestens 20 Jahren geplant.
Ein Blick in die Zukunft
Die Ergebnisse der COPLANT-Studie könnten nicht nur unsere Sicht auf pflanzenbasierte Ernährung grundlegend ändern, sondern auch zu einer gesünderen und nachhaltigeren Zukunft beitragen. Alle Augen sind nun auf die ersten Ergebnisse gerichtet, und die Erwartungen sind hoch.